Eine Zukunft für das kleine Kangemi

Im August 2022 hatten wir die Möglichkeit die Schule zu besuchen, welche zu unserer Partnergemeinde gehört. Es handelt sich hierbei um eine christliche Schule, die im Slumgebiet Kangemi derzeit die Klassen 1 bis 6 anbieten kann. Leider jedoch bei weitem nicht für alle Kinder in diesem Gebiet, sondern nur für einen kleinen Bruchteil derer, deren Familien sich die Gebühren für die Schule leisten können.
In einem Gespräch mit der Schulleitung haben wir erfahren, dass die Arbeit der Schule weit darüber hinaus geht, was man als normal bezeichnen würde. So versucht die Schule oft Kinder von der Straße zu holen und in den Schulunterricht mit aufzunehmen, ist dabei aber natürlich im Rahmen ihrer Kapazitäten begrenzt. Häufig liegt es auch an den Eltern, dass die Kinder die Schule nicht besuchen können. Entweder sehen sie aufgrund von Perspektivlosigkeit keine Notwendigkeit, ihre Kinder in die Schule zu schicken, oder aber die Gelder werden für den Lebensunterhalt der Familie dringender benötigt.
Auch mit familiären Problemen der Schüler und häuslicher Gewalt, hat die Schule stets und ständig zu kämpfen. Ihre Arbeit umfasst also bei weitem mehr als nur das reine Vermitteln von Lerninhalten, sondern erstreckt sich über ein großes Feld der christlichen und sozialen Arbeit. So versorgt die Schule beispielsweise die Kinder, mit Vesper und etwas zu trinken, die von zu Hause nichts mitbringen können.
Jeden Freitagmorgen treffen sich zunächst alle Schüler vor Unterrichtsbeginn vor der Kirche ein, um anschließend mit einem Kindergottesdienst in den Tag und das Wochenende zu starten. Die Schule nutzt diese Möglichkeit vor allem dafür, um Inhalte und Werte des christlichen Glaubens anhand von Geschichten aus der Bibel zu vermitteln und die Kinder in eine Beziehung mit Jesus zu führen.
Wir hatten auch die Chance die Kinder im Schulalltag zu beobachten, dabei ist uns besonders aufgefallen, dass die Kleinen zwar sehr wissensbegierig sind und viel Spaß am Lernen haben, es aber an Lehrmaterialien wie Büchern, Heften und Schreibmaterialien mangelt. Eine weitere Beobachtung, die wir machten, war dass die Schüler das Rechnen mit alten Flaschendeckeln lernen müssen. Auch wenn das wirklich kreativ erscheinen mag, so ist es trotzdem ein Bild für das Gesicht der Armut.
Wir starteten direkt mit einem kleinen Pilotprojekt und riefen eine Bücherspendensammlung ins Leben. Innerhalb von knapp 3 Wochen kamen über 500 Bücher zusammen, die wir der Schule übergeben durften. Hieraus ist die Idee entstanden, eine Kinderbibliothek an der Schule einzurichten, damit Patenkinder und diejenigen, die noch keine Patenschaft haben, einen ruhigen Ort haben, an dem sie lesen, schreiben, ihre Hausaufgaben machen und Bücher ausleihen können.
Viele Kinder kommen aus Familien, in denen es nach der Schule nicht vorrangig darum geht, Hausaufgaben zu machen, sondern im Haushalt zu helfen und für den Lebensunterhalt der Familie zu arbeiten. Tagtäglich sind die Kinder in den Slums überall umgeben von Alkoholismus, Drogenkonsum, Gewalt und Kriminalität, schlechten sanitären Einrichtungen, Müllbergen in der Nachbarschaft und vielem mehr. Darüber hinaus verschlechtert das Leben in einem Slum die Chancen, dass ein Kind im Leben jemals besser abschneidet als seine Eltern.
Die Bibliothek soll zu ein Ort werden, an dem sie hineingehen und in das Lesen und Aufnehmen von Wissen eintauchen und eine Pause von den Problemen zu Hause haben können. Die Bücher werden sie in eine Welt entführen, jenseits ihrer Welt. Lesen verändert die Denkweise und erweitert die Perspektive.
Bildung ist ein wertvoller Schatz in kenianischen Familien, da sie den wichtigsten Weg darstellt, um sich von den Ketten der Armut zu lösen. Allerdings haben nicht viele Kinder die gleichen Chancen auf eine qualitativ hochwertige Bildung. Die Schulen sind überfüllt, und es gibt nicht genügend Lernmaterialien und -ressourcen. Wie der Schulleiter des Living Faith Education Center berichtet, wird 1 Buch von 5 Kindern geteilt, da die Bücher nicht erschwinglich sind. Der Schule fehlen genügend Ressourcen, um für jedes Kind zu sorgen, und so bleibt ihnen nur das Teilen.
Mit unserem Projekt „Eine Zukunft für das kleine Kangemi“ wollen wir Kindern die Möglichkeit geben, die Schule zu besuchen, eine Mahlzeit zu erhalten und einen sicheren Ort zu erhalten, an dem sie ihre Kindheit mit Gleichaltrigen genießen und vor allem lesen und schreiben lernen können. Außerdem wollen wir ihnen mit diesem Projekt helfen, den Generationenkreislauf der Armut zu durchbrechen und sie mit den Werkzeugen ausstatten, die sie benötigen, um ein erfülltes, würdevolles und zielbewusstes Leben zu führen, basierend auf einem tiefen Verständnis über die Liebe, Hoffnung und Gnade, die wir in unserem Herrn Jesus finden.

„A Reader today, a Leader tomorrow‘‘

 
– Margaret Fuller
Die Worte von Margaret Fuller fassen das Ziel dieses Projekts zusammen. Sie sagte: „A Reader today, a Leader tomorrow‘‘ – „Heute ein Leser, morgen ein Leiter“.  Lass uns zusammen einen Unterschied im Leben der Kinder in Kangemi machen, die Zukunft von Kangemi liegt im Potenzial dieser Kinder. Es ist schon spannend, sich vorzustellen, welches Potenzial in jedem dieser Kleinen steckt. Kinder sind die zukünftigen Leiter, Pastoren, Lehrer, Ärzte, Politiker, Geschäftsleute und Eltern von morgen. Lasse uns gemeinsam in sie investieren und dafür sorgen, dass sie in eine Zukunft mit Hoffnung und Perspektive eintreten können.